Persönliche KI-Assistenten: Das Ende der Privatsphäre?

von | 01 Feb 24 | Technologie

Mit der Entwicklung und Verbesserung fortgeschrittener Sprachmodelle wie ChatGPT von OpenAI oder Bard von Google gewinnt künstliche Intelligenz im privaten und beruflichen Leben zunehmend an Bedeutung. Large Language Models (LLM) als Basistechnologie ermöglichen eine intuitive und natürliche Kommunikation mit digitalen Assistenten und bieten Zugang zu einer Vielzahl von Diensten.

Ein prominentes Beispiel für einen Dienst, der sich auf die persönliche Note der Konversationen spezialisiert hat, ist Pi. Das Unternehmen hinter Pi, Inflection,  wurde im Funding Prozess mit ca. 1,5 Milliarden US$ ausgestattet. Investoren waren unter anderen Nvidea und Microsoft. Pi verspricht, als persönlicher Assistent zu fungieren und die UserInnen insbesondere bei persönlichen Problemen zu unterstützen.

Die Stärke der Plattform sei die hohe emotionale Intelligenz des Modells, die menschenähnliche Dialoge möglich machen soll. Und tatsächlich: Einige Testdialoge, die wir mit Pi geführt haben, wirken zum Teil deutlich menschlicher und „einfühlsamer“, als wir es z.B. von ChatGPT gewohnt sind. So werden Menschen eingeladen, ihre tiefsten Gedanken, Ängste und Sorgen mit der Plattform zu teilen. Dazu ist die Plattform natürlich wie alle Sprachmodelle jederzeit verfügbar, mit wenig Aufwand zu nutzen und derzeit völlig kostenlos.

Dies erlaubt einen Blick in eine mögliche Zukunftsvision der Modelle: Was wäre, wenn jeder von uns einen oder mehrere spezialisierte Assistenten zur Verfügung hätte, die uns in allen Fragen des Alltags, z.B. bei beruflichen oder persönlichen Problemen, unterstützen? Natürlich ist das in Ansätzen schon heute möglich: Pi ist ein gutes Beispiel dafür.

Doch während wir die Annehmlichkeiten dieser Technologie nutzen, stellt sich die Frage, wie Unternehmen wie Inflection, die das Sprachmodell Pi (inflection.ai) anbieten, mit unseren vertraulichen Informationen umgehen und inwieweit unsere Privatsphäre geschützt wird. Die Nutzung von Pi beginnt zunächst ohne Registrierung, doch schon bald wird man aufgefordert, ein Konto anzulegen. Dazu muss man eine Telefonnummer angeben, die als eindeutige Kennung dient. Das lässt vermuten, dass es bei Inflection um unsere persönlichen Daten geht. Doch wie geht Inflection mit diesen vertraulichen Informationen um? Wie bleibt unsere Anonymität gewahrt? Diese Fragen werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen und die Verantwortung im Umgang mit persönlichen Assistenten und dem Schutz unserer Privatsphäre. Schaut man sich die Privacy Policy des Unternehmens an, wird schnell klar: Alles, was in den Chats mit Pi eingegeben wird, wird verarbeitet, mit der Identität des Nutzers verknüpft und automatisiert ausgewertet.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass UserInnen eingeladen werden, Plattformen wie Pi ihre tiefsten seelischen Probleme, Geheimnisse und Dinge anzuvertrauen, die sie normalerweise nur einer Person anvertrauen würden, die sie vielleicht schon lange kennen. Dem steht das Recht gegenüber, dass alle Daten mit unserer Identität verknüpft und ausgewertet werden können.

Die Nutzung von persönlichen Assistenten und Sprachmodellen wie Pi kann zweifellos Komfort und Hilfe bei persönlichen Problemen bieten, aber es ist wichtig, dass wir uns bewusst sind, welche Rechte und Zugriffe wir diesen Plattformen einräumen. Als Nutzer sollten wir uns mit den Datenschutzrichtlinien und -praktiken der Unternehmen vertraut machen, um fundierte Entscheidungen treffen und unsere Privatsphäre bestmöglich schützen zu können.

Die Balance zwischen Komfort und Privatsphäre wird zu einer zentralen Herausforderung und sollte die Zukunft der KI-Nutzung maßgeblich prägen. Es liegt an uns, dieses Gleichgewicht zu finden und sicherzustellen, dass unsere persönlichen Daten respektiert und angemessen geschützt werden. Nur so können wir das volle Potenzial moderner KI-basierter Assistenten nutzen, ohne unsere Privatsphäre zu gefährden.

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